Umbau und Sanierung eines Gebäudekomplexes aus dem 16. bis 19. Jahrhunderts
Bauherr: Privat
Bauzeit: 1998
Leistungsphase: 1-8
Vorgeschichte
Der Gebäudekomplex besteht aus Vorderhaus von 1860, 1. Seitengebäude von 1517 sowie einem 2. Seitengebäude von 1609. Garten und Gartenlaube aus der Biedermeierzeit runden das Ensemble ab. In den einzelnen Gebäuden fanden sich trotz des schlechten Zustandes wertvolle epochespezifische Baudetails wie Renaissancetüren, Eichenfenster um 1820 sowie ein vormals vermauerter Wandschrank des 17. Jahrhunderts.
Problematik:
Während eine vollständige Sanierung des Vordergebäudes aufgrund eines Jahrzehnte währenden Sanierungsstaus notwendig wurde, drohte das 2. Seitengebäude bereits einzustürzen. Dringende Hilfe war notwendig, um wertvollste Bausubstanz nicht unwiederbringlich zu verlieren.
Zielstellung:
Eine systematische und ganzheitliche Vorgehensweise sollte die scheinbar unlösbaren Gegensätze von fachgerechter Denkmalpflege und Ökonomie verbinden.
Als Ziel sollten die Gebäude „gesunden“ aber nicht „geradegerückt“ werden. Es sollte problembezogen und unkonventionell gebaut werden. Es wurden möglichst viele Baumaterialien wiederverwendet, der Eingriff in die Substanz sollte auf ein Minimum beschränkt werden. Grundsatz: Reparatur steht vor Ersatz !
Ausführung
Die Ausführung erfolgte von Anfang 1997 (noch im Architekturbüro Hose) bis Anfang 1998. Das Fachwerk wurde zimmermannsmäßig instandgesetzt, die Schäden waren ausnahmslos auf eindringende Feuchte zurückzuführen. Reparaturarbeiten erfolgten mit wiederverwendetem Strohlehm, Neuausfachungen mit Leichtlehmsteinen und 2 cm starker Innendämmung aus Schilfrohr. Die Fenster wurden aufgearbeitet und durch „Winterfenster“ ergänzt. Der Hanfstrick ersetzte den Bauschaum. Individualität zahlt sich aus: Mit Baufertigstellung waren alle Räumlichkeiten sofort vermietet! Trotz konsequenter Einbeziehung der Gartendenkmalpflege, Sanierung der Laube, Freiflächen und unter Berücksichtigung des ruinösen Zustandes reichten 1378 €/ qm vermietbarer Wohnfläche (minus der Zuschüsse!!) zur Revitalisierung dieses wertvollen Ensembles.
Im September erhielt der Bauherr den 2. Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege 2001 in Thüringen.