Bauherr: Stadt Bad Langensalza
Zeitraum: ab 2024
Leistungsphasen: HOAI 2–8
Bestand
Das Gebäude 1 ist Teil eines ehemals industriell genutzten Ensembles, das sich aus drei Hauptgebäuden zusammensetzt und die letzte erhaltene der ursprünglich vier Malzfabriken in Bad Langensalza darstellt. Die Anlage dokumentiert eindrücklich die industrielle Entwicklung der Stadt seit dem 19. Jahrhundert.
Das ehem. Wohnhaus wurde im Jahr 1607 errichtet und ist somit das älteste Gebäude der Anlage. Eine grundlegende Umgestaltung erfolgte um 1870 im Zuge der industriellen Umnutzung des Areals. Das dreigeschossige Gebäude ist ein verputzter Fachwerkbau mit barocken Gestaltungsmerkmalen. Der massive westliche Teil des Erdgeschosses wurde in Naturstein ausgeführt, das auffällige Portal mit Sitznischen, profilierten Zierformen und der rundbogigen Einfahrt zeigt die repräsentative Qualität des Hauses.
Die Straßenfassade ist durch unterschiedlich große Fenstergruppen charakterisiert. Hofseitig befindet sich eine schlichtere, mehrfach überformte Fachwerkfassade, die durch den Rückbau angrenzender Seitengebäude stark gestört ist. Im Inneren des Gebäudes sind historische Dielenböden sowie eine typische Raumstruktur mit repräsentativen Räumen zur Straßenseite und einer großen Diele zur Hofseite erhalten. Die Holzbalkendecken sind in allen Geschossen vorhanden, das Dach ist ein Kehlbalkendach mit dreifach stehendem Stuhl.
Problematik
Das Gebäude weist aufgrund jahrzehntelanger Vernachlässigung erhebliche substanzielle Schäden auf:
- Tragwerk: In allen Geschossen sind die Holzbalkendecken durch eindringendes Regenwasser geschädigt. Deckenfüllungen sind teilweise nicht mehr tragfähig oder bereits eingestürzt. Auch der Dachstuhl ist im Traufbereich beschädigt, die Dachdeckung ist defekt, ebenso die hofseitige Dachentwässerung.
- Wände: Fachwerk- und Bruchsteinmauerwerk sind in weiten Teilen geschädigt. Im Bereich der Natursteinfassade zur Straße sind aufsteigende Feuchtigkeit und Salzbelastung feststellbar.
- Fenster und Türen: Fenster, Türen und das Tor sind teilweise vollständig zerstört oder fehlen gänzlich.
- Innenausbau: Innen- und Außenputze sind großflächig zerstört oder aus ungeeigneten Materialien wie Zementputzen ausgeführt. Die vorhandenen Dielenböden sind stark beschädigt.
- Haustechnik: Es ist keine funktionsfähige Haustechnik vorhanden. Grundleitungen und ein geordnetes Entwässerungssystem fehlen vollständig, das Regenwasser versickert unmittelbar an den Fundamenten.
Zielstellung
Das Hauptziel der Sanierung ist die denkmalgerechte Sicherung und Wiederherstellung der baulichen Struktur von Gebäude 1 im Kontext des industriehistorisch bedeutenden Gesamtareals. Im Rahmen eines ersten Bauabschnitts erfolgt zunächst die konstruktive Rohbausicherung, um das Gebäude vor weiterem Substanzverlust zu bewahren und eine spätere Nutzung zu ermöglichen.
Die Maßnahmen umfassen:
- Restauratorische Voruntersuchungen sowie vollständige Freilegung und Entkernung des Gebäudes
- Sicherung und Einlagerung historischer Ausbauteile
- Instandsetzung sämtlicher tragender Holzbauteile unter Verwendung traditioneller Handwerkstechniken
- Ausmauerung von Gefachen in nutzungsunabhängigen Bereichen mit kleinformatigen Ziegeln oder Lehmsteinen
- Herstellung einer regensicheren Dachhaut mit naturroter Ziegeldeckung, traditionell ausgeführte Dachkästen und Ortgänge
- Wiederherstellung der Dachentwässerung in Titanzink
- Provisorische Verkleidung der Fachwerkfassaden zum Schutz während der Bauphase
- Ertüchtigung des Natursteinmauerwerks auf Grundlage einer Mörtelanalyse, einschließlich Fugenerneuerung, Rissverpressung und partiellem Steinersatz
- Einbau von Schutzverschlüssen an Öffnungen unter Berücksichtigung der notwendigen Hinterlüftung
Diese bauliche Sicherung ist der erste Schritt zur nachhaltigen Erhaltung des ältesten Teils der historischen Malzfabrik – ein bedeutendes Zeugnis der gewerblichen Stadtgeschichte von Bad Langensalza.