Umbau und Sanierung eines Fachwerkhauses aus dem Jahre 1697
Bauherr: Privat
Bauzeit: 2005
Leistungsphase: 1-8
Vorgeschichte
Während das Gebäude noch in den 90’er Jahren unter einfachsten Bedingungen bewohnt wurde, stand es zum Schluss einige Jahre leer. Das Fachwerkhaus war verwohnt, die konstruktiven Schäden waren überschaubar, durch Umbaumaßnahmen waren die einzelnen Bauphasen nur schwer ablesbar.
Problematik
Das Gebäude aus dem Jahre 1697 (Feierabendziegel, Chronik) steht unter Denkmalschutz. Das Haus sollte denkmalgerecht instandgesetzt werden, jüngere Anbauten ab 1930 wurden zurückgebaut. Umbauspuren aus dem Jahre 1895 (rückgebaute Tordurchfahrt) wurden in die neue Nutzung integriert. Der Bauherr plante die Nutzung als Einfamilienhaus.
Zielstellung:
Bei der baulichen Umsetzung sollte eine weitestgehende Erhaltung der Gefache angestrebt werden, sie bildet historisch, konstruktiv und bauphysikalisch eine Einheit mit dem tragenden Fachwerkgefüge. Bei Wärmedämmmaßnahmen muss eine spätere Schädigung des Baubestandes ausgeschlossen werden. Anstrichsysteme, Mörtel und Baustoffe müssen sorgsam gewählt, ihre bauphysikalischen Wirkungsweisen auch untereinander berücksichtigt werden.
Neue Materialien müssen auf ihre Verträglichkeit zur Holzkonstruktion hin überprüft werden, um Folgeschäden auszuschließen. Auf die Möglichkeit der Dampfdiffusion und des kapillaren Feuchtetransportes muss unbedingt geachtet werden, während Dampfsperren bei der Sanierung historischer Gebäude nicht zum Einsatz kommen sollten. Um die Authentizität des Denkmals nicht zu beeinträchtigen, wurden zu ersetzende Fachwerkhölzer ausschließlich in zimmermannsmäßigen Verbindungen eingebaut.
Neues Holz wurde in der gleichen Art sein wie das zu ersetzende, wiederverwendetes Holz eingebracht.
Grundsätzlich gilt: Reparieren steht vor Ersatz !!!
Ausführung
Das Gebäude wurde in den Jahren 2004 bis 2005 saniert. Neben dem Rückbau zusätzlicher Anbauten und dem Verlegen der Treppe in die bauzeitliche Raumsituation wurde der Fachwerkkörper konstruktiv (keine Winkel, keine Schrauben) instand gesetzt. Dielenböden und historische Türen wurden erhalten, ebenso die historische Raumdisposition. Neue Dielenböden bestehen aus Lärche, der Unterbau aus einem diffusionsoffenen Blähtonbeton (zementfrei). Die Wärmedämmung unter den Lehmputzen besteht aus Schilfrohrmatten, im Dachgeschoss aus bauphysikalisch höchst empfehlungswerter Schafwolle. Die Wärmequelle ist als Wärmepumpe (Luft / Wasser) mit Wandflächenheizungen ausgeführt worden. Das Gebäude erhielt im Jahre 2006 den Bauherrenpreis der Stadt Mühlhausen sowie den Effizienzpreis der Stiebel-Eltron-Stiftung in Holzminden.