Sanierung eines Gebäudeensembles
Bauherr: Privat
Bauzeit: 2007
Leistungsphasen: 1-8

Vorgeschichte
Das dendrochronologisch auf 1553 datierte Vorderhaus wurde auf einer alten Vollbürgerparzelle errichtet. Die Bezeichnung „Güldene Ecke“ findet sich im Zinsbuch bereits seit dem Jahre 1532. Die Vorgängerbauten wurden vermutlich bei den großen Stadtbränden zerstört. Die häufig wechselnden Besitzer des Anwesens sind erst seit dem Jahre 1860 bekannt. Es kann davon ausgegangen werden das es sich bei dem Gebäude von der Erbauung bis zur Vergrößerung der Durchfahrt für Ackerwagen im Jahre 1738 um einen reinen Speicherbau (Tuchmacher) gehandelt hat, der nach allen datierten Umbauspuren tatsächlich erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Wohnhaus umgebaut wurde. Die Entwicklung des Gebäudes seit seiner Erbauung bis zu den letzten Maßnahmen um 1912 und 1945 ist fast vollständig ablesbar und macht es damit zu einer unschätzbaren Quelle für die wissenschaftliche Haus- und Gefügeforschung. Die Seitengebäude stammen aus der Zeit um 1880 und aus dem Jahre 1936.

Problematik
Die Statik des Gebäudes war nur noch als labiles Gleichgewicht anzusehen. Die „500 Jahre Garantie“ die das wertvolle Fachwerkhaus über die Jahrhunderte gerettet haben sind abgelaufen! Undichte Dacheindeckung und mangelhafte Regenableitung haben der Holzkonstruktion schwer geschadet! Es sind umfangreichste Arbeiten am Fachwerk notwendig um das wertvolle Kulturdenkmal zu erhalten. Nach jahrzehntelangem Leerstand hat sich durch unsere Vermittlung endlich ein Bauherr gefunden. Die äußerlich stabileren Hintergebäude waren durch massiven Schwammbefall stark geschädigt.
Zielstellung: 
Das statische Gefüge sollte rein zimmermannsmäßig instandgesetzt werden, ingenieurmäßige Verbindungen kamen grundsätzlich nicht zum Einsatz. Im Vorderhaus entstanden 3 Mietwohnungen innerhalb der historischen Raumdispositionen. Alle Maßnahmen sollten mit historischen Materialien und Techniken ausgeführt werden. 
Der planerische Ansatz bei den Hintergebäuden war ein vollkommen anderer. Hier sollte eine moderne Formensprache und Interpretation in ästhetischer Einheit mit dem vorgefundenen Bestand stehen.

Ausführung
Die Ausführung begann im Mai 2006. Die Dacheindeckung erfolgte über geborgene regionaltypische Fittichziegel, ein Novum in der Stadt Mühlhausen. Die zimmermannsmäßige Instandsetzung erfolgte bis zum Herbst 2006 in tradierter Technik. Die Gefache wurden mit Leichtlehmsteinen wieder geschlossen und mit einem Kalkputz versehen. Der Anstrich auf Kalk- und Ölbasis orientierte sich am historischen Befund. Die Seitengebäude erhielten moderne Aufbauten in Holzrahmenbauweise sowie eine flach geneigte Dachlandschaft. Die Verkleidung aller Neubauteile erfolgte mit großformatigen Holzfaserplatten. Im Ergebnis entstanden drei moderne Reihenhäuser mit großflächigen Sonnenterrassen über der historischen Stadtmauer. Die Wohnungszugänge erfolgen über verzinkte Stahlkonstruktionen. 
Die Fertigstellung der Gesamtanlage erfolgte im April 2007. 

Das Gebäudeensemble erhielt 2009 den Bauherrenpreis der Stadt Mühlhausen.