Instandsetzung der Kirche St. Anna
Bauherr: Ev. Kirchspiel Haynrode, Kirchstr. 6, 37339 Haynrode
Leistungsphase: 1-8
Vorgeschichte
Die im Jahre 1590 durch den Baumeister Hans Kilian (aus Sollstedt) erbaute Renaissancekirche wird in ihrer formalen Ausprägung durch epochale Überlagerungen des Barock und Klassizismus bestimmt. Ursprünglich war der Sakralbau, wie viele Kirchen des 16. Jahrhunderts dem „Apostel der Deutschen“, dem heiligen Bonifatii geweiht. Als einfache Saalkirche mit 5/8 Chorschluss erbaut, zeigen insbesondere die Holzarbeiten mit dem geschnitzten runden Taustabprofil typische Renaissanceformen an. Im Jahre 1690 wurde zum Einbau eines geschnitzten Kanzelaltares die Konstruktion des Daches verändert, die ehemalige Sparrendachkonstruktion wurde zerstört, um eine hölzerne Tonne anstelle der alten Holzbalkendecke einzuziehen. Auch auf das Jahr 1690 wird der Turmaufsatz, eine „Eichsfelder Haube“ datiert.
Problematik
Das ehemals unverschiebliche Dreieck des Sparrendaches war durch den Einbau des Kanzelaltares nicht mehr wirksam, der Sparrenschub wurde auf die Mauerkrone übertragen, die Abweichungen in der Bauflucht betrugen bereits über 40 cm. Starke Ausbauchungen im Mauerwerk zeugten von der Überlastung, das zweischalige Mauerwerk war am Ende seiner Tragfähigkeit. Die Vernetzung des Schadensbildes deutete einen Systemschaden an. Ein zusätzliches Problem bestand in der starken Auswaschung des Mauermörtels durch den fast vollständigen Verlust des historischen Putzes.
Zielstellung
Nach der Sicherung des Mauerwerkes und der Dachkonstruktion sollte ein auf den historischen Bestand ausgerichteter Putzmörtel mit Ziegelsplittanteil das Mauerwerk vor weiterem Feuchteeintrag schützen.
Ausführung
Insgesamt wurden ahistorische Maßnahmen minimiert, auch um Kosten zu sparen. Nicht das technisch Mögliche wurde in den Vordergrund gestellt, sondern das technisch Notwendige. Im 1. Bauabschnitt des Jahres 2001 wurden schrägliegende Zugbänder im Dachbereich eingezogen, um die Schubwirkung der Sparren auf das Mauerwerk abzufangen. Im 2. Bauabschnitt des Jahres 2002 wurde nach der Instandsetzung des Mauerwerkes mit artgleichem Material und Einzelvernadelungen ein zementfreier Putz unter der Handzugabe von Ziegelsplitt und Ziegelmehl aufgebracht. Die Zielstellung des Sanierungsvorhabens konnte durch die Maßnahmen vollständig erreicht werden, der definierte Kostenrahmen wurde eingehalten.
Die Fertigstellung erfolgte im Juli 2003.