Sanierung einer frühchristlichen Kirche in Kisiskchevi aus dem 6. Jahrhundert
Bauherr: Ministry of Culture, Monuments protection and Sports of Georgia,
Dr. Nicholas Vacheishvili
Planung / Bauzeit: ab 2007

Vorgeschichte:
Die Kirche befindet sich in Kachetien, der reichsten Weinbaugegend im Osten Georgiens und ist der heiligen Jungfrau Maria geweiht. Die Kreuzkuppelkirche (Tetrakonchik) der frühen Form stammt aus dem 6. Jahrhundert und ist bezüglich der Baukunst mit den bedeutendsten Kirchen Georgiens vergleichbar, ein späterer Anbau über einer Krypta stammt aus dem 7. Jahrhundert. Im Dorf Kisiskchevi befinden sich 64 eingetragene Kulturdenkmäler. Während das benachbarte Telawi Königssitz war, gehörten Dorf und Kirche Kisiskchevi zu den Ländereien des georgischen Klosters in Jerusalem.

Problematik:
Die frühchristliche Kreuzkuppelkirche gehört bereits seit dem Jahre 1984 zu den Projekten erster Priorität auf der Denkmalschutzliste. Aufgrund der ökonomischen Situation der vergangenen Jahre ist die Kirche inzwischen vom Verfall bedroht. Die Dachhaut des Anbaus war nur noch in Rudimenten vorhanden, der Mörtel des Feldsteinmauerwerkes einer ständigen Auswaschung ausgesetzt. 
Unter 2 Putzschichten zeigen sich mittelalterliche Fresken.
Hier droht ein frühchristliches Kulturerbe der Menschheit verloren zugehen!

Zielstellung: 
Ebenso wie bei der Ateni Kirche stehen bei diesem Projekt der wissenschaftliche Austausch und die gemeinsame Kraftanstrengung zum denkmalgerechten Erhalt dieses wertvollen Kulturerbes im Vordergrund. Die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) an ihrem Standort Holzminden hatte sich bereit erklärt, die von uns entnommenen Materialproben in ihren modernen Labors des Fachbereiches der Materialwissenschaften zu untersuchen. Die Ergebnisse waren sensationell! Der Mörtel aus dem VI. Jahrhundert zeigte phantastische Eigenschaften auf und liegt in der Korngrößenverteilung in fast allen Proben auf der so genannten „Ideallinie“. Er besteht aus holzgebranntem und trocken gelöschtem Kalk, die Hydrauleanteile entstammen dem (eisenhaltigem) Travertin, der als lokal vorhandener Zuschlagstoff diente. Der hohe Wissensstand der georgischen Baumeister konnte bis ins 19. Jahrhundert nachgewiesen werden. Ein mittelalterlicher Wissensverlust wie im deutschen Kulturraum konnte bis dahin nicht erkannt werden.
Mit den Ergebnissen der Materialuntersuchungen folgte die Ausarbeitung einer denkmalpflegerischen Zielstellung mit Therapiekonzept. Die Nachstellung des historischen Mörtels erschien allen Beteiligten als Pflicht ! Nur selten zeigen sich das Wissen der Baumeister aus der Antike und ihre Nachhaltigkeit auf kommende Generationen so deutlich ab wie an diesem Beispiel.

Realisierung:
Erste Sicherungsmaßnahmen an Dach und Fassade konnten im Jahre 2008 realisiert werden. Die Verfugung mit dem inzwischen kaum noch abbaubaren „Schirimimörtel“ (Travertinsplitt) musste auf Grund fehlender finanzieller Mittel zurückgestellt werden. Ein neuer Versuch erfolgte im Jahr 2009. Die Mörtelrezepturen sollen Vorbild für andere Restaurierungen in der Region Kachetien sein.
Wir sind besonders stolz auf dieses Projekt und hoffen in Bezug auf geschlossene Freundschaften, dem interdisziplinärem Austausch und dem gemeinsamen kulturellen Hintergrund auf einen Erfolg unserer Anstrengungen.