Sicherung und Sanierung Brunottescher Hof

Bauherr: Verein „Brunottescher Hof e.V.“

Bauzeit: 2012 – 2014

Leistungsphasen: 1-9

Vorgeschichte
Der Brunottesche Hof in Wallenstedt war ein Meierhof des Klosters St. Michaelis in Hildesheim. Die Familie Brunotte lässt sich über das Kornregister, das Winzenburger Erbregister und die Meierbriefe des Klosters St. Michaelis bis 1537 als Hofbesitzer nachweisen. Der Hof lässt sich in den Güterverzeichnissen des Klosters sogar bis 1321 nachweisen, die Hofstelle selbst kann vermutlich sogar bis in die Zeit um das Jahr 1000 zurückverfolgt werden. Der Brunottesche Hof ist eines der ältesten bekannten Bauernhäuser Südniedersachsens und genießt aufgrund seiner fast vollständig überkommenen Baustruktur eine hohe Priorität in der Niedersächsischen Denkmalpflege. Das 24 Meter lange und 12 Meter breite Fachwerkgebäude ist als Ständerbau in der hier sehr seltenen Oberrähmzimmerung errichtet worden. Als Einhaus beinhaltete das Fachwerkgebäude sämtliche Funktionen unter einem Dach. 
Die Lage der offenen Feuerstelle, 2 Luchten, Stallbereiche und Banserräume, Wohnräume des Bauern und Altenteiler sind durch die Bauforschung nachgewiesen und lassen sich noch heute anschaulich nachvollziehen.
Nach langem Leerstand hat der Verein „Brunottesche Hof e.V. die Anlage erworben, mit dem erklärten Ziel die Hofanlage substanzschonend und denkmalgerecht zu sanieren.

Problematik
Die Statik des Fachwerkgebäudes war nur noch als labiles Gleichgewicht zu bewerten. Sehr gute Qualität hat die Konstruktion über Jahrhunderte der Witterung trotzen lassen, die Oberrähmzimmerung ist jedoch empfindlich gegenüber statischen Einflüssen, so dass extreme (!!) Schiefstellungen zu verzeichnen waren. Diese Schiefstellungen, die sich im Laufe der Zeit immer weiter gesteigert haben, waren allerdings auch schon seit über 200 Jahren vorhanden, wie der westliche Anklapp aufgrund der zugeschnittenen Hölzer nachvollziehen lässt. Undichte Dacheindeckung und mangelhafte Regenableitung haben der Holzkonstruktion schwer zugesetzt! Das Gebäude hat sich extrem in Richtung Westen geneigt und sich dabei über die Mittelängswände  verformt.  Es waren umfangreichste Arbeiten am Fachwerk notwendig um das wertvolle Kulturdenkmal zu erhalten.

Zielstellung
Als oberstes Ziel sollte die Substanz statisch „gesunden“ aber nicht „gerade gerückt“ werden. Das Gebäude sollte wieder auf „eigenen Füßen“ stehen und damit eine Grundlage für eine schonende Nutzung geben. Der Verein plant eine halbmuseale und multifunktionale Nutzung in Deele, Ställen und historischen Wohnräumen. In dem südlichen Stallanbau mit darüber liegendem Banserraum soll ein Aufenthaltsraum und ein Ferienapartment entstehen. Auch die Idee mit einem weiteren Anbau für Übernachtungen, exakt in den Dimensionen eines ehemaligen nachweisbaren Anbaus an dieser Stelle sind noch Teil der gegenwärtigen Planungen. Als grundsätzliche Leitlinie und Zielsetzung gilt das Wohnen und Wirtschaften in der Zeit um 1870. Dieser Zeitschnitt entspricht dem ersten Einbau eines Schornsteins, aber auch die anderen Bauphasen lassen sich in dem Gebäude exemplarisch und erkennbar darstellen.

Ausführung bis Ende 2012

  1. Bauabschnitt: Verformungsgerechtes Aufmaß, Archivrecherche und Raumbucherstellung
  2. Bauabschnitt: Konstruktive Sicherung des Fachwerkgefüges sowie Arbeiten am Natursteinsockel – 2012
  3. Bauabschnitt: Dacheindeckung und Ausfachungsarbeiten (Unter Dach und Fach) – 2012
  4. Bauabschnitt realisiert in 2014: Substanzerhaltung und Restaurierung baufester Teile d.h. von Lehmbauarbeiten im Innenbereich, Restaurierung von Fenstern und Holzbauteilen, Außenputz, Arbeiten im Fußbodenbereich und die Vorbereitung für sämtliche Hausinstallationen.

Die Fachwerkinstandsetzung erfolgte in tradierter Technik mit sehr hoher Präzision. Im Bereich extremer Schiefstellungen wurde ein zusätzliches inneres Bockgerüst zur Lastabtragung hinzugezogen. Im Bereich des Dachstuhles wurden Zuganker und zusätzliche Fußschwellen eingebaut, die Befestigungspunkte am freiliegenden Sparrenfuß erfolgten bewusst ahistorisch und rein konstruktiv. Die Ausfachungsarbeiten erfolgten sowohl in Lehmbautechnik (Lehmsteine) als auch mit niedrig gebrannten Tonziegelsteinen. Die Dacheindeckung erfolgte mit wieder verwendeten Hohlpfannen (ca. 5 verschiedene Arten!) auf Strohdocken.
Alle Planungen und Ausführungsmethoden wurden und werden in sehr langen Diskussionen im interdisziplinären Team, bestehend aus Bauherr, Planer, Denkmalfach- und Genehmigungsbehörden, Bauforschung, Archäologie und Restaurator festgelegt und begleitet.