Konstruktive Sicherung Obermarkt 6, Mühlhausen/Thüringen

Bauherr: Stadt Mühlhausen
Leistungsphasen: HOAI 1–9
Planung und Umsetzung: ab Frühjahr 2025


Bestand

Das denkmalgeschützte Gebäude Obermarkt 6 wurde nach dem verheerenden Stadtbrand von 1689 als Handwerkerhaus in Fachwerkbauweise neu errichtet. Es ruht auf einem der ältesten erhaltenen Kellerkomplexe Mühlhausens, dessen Entstehung in das 13. bis 15. Jahrhundert datiert. Ursprünglich als Buchbinderwerkstatt genutzt, diente das Gebäude im 20. Jahrhundert als Betriebsstätte einer Schlosserei. Die historische Bau- und Nutzungsgeschichte macht das Gebäude zu einem bedeutenden Zeugnis der Handwerks- und Stadtgeschichte.


Problematik

Das Gebäude steht seit vielen Jahren leer und weist gravierende konstruktive Mängel auf:

  • Instabile Lastabtragung: Eine im 19. Jahrhundert erfolgte Aufstockung führte zu einer statischen Überlastung der ursprünglichen Tragstruktur. Dies hatte Brüche, Setzungen und Schiefstellungen insbesondere im Bereich der Unterzüge zur Folge.
  • Schäden an der Fachwerkkonstruktion: Tragende Hölzer sind geschädigt oder verloren, teils bestehen konstruktive Fehlanschlüsse, die umfassende zimmermannsmäßige Instandsetzungsmaßnahmen erforderlich machen.
  • Historische Kelleranlagen: Im Bereich der mittelalterlichen Gewölbekeller haben jahrzehntelange Durchfeuchtung und ausbleibende Pflege zu tiefgreifenden Auswaschungen des Fugenmaterials und zur Destabilisierung von Mauerwerksbereichen geführt.
  • Spätere Anbauten und Einbauten: Nicht denkmalgerechte Umbauten aus dem 20. Jahrhundert stören die bauliche Klarheit und beeinträchtigen das statische Gefüge.
  • Dachhaut: Die Dachdeckung ist stark beschädigt und nicht mehr funktionstüchtig, die Dachentwässerung fehlt oder ist defekt.

Zielstellung

Ziel ist die statisch-konstruktive Sicherung des Gebäudes als Grundlage für den dauerhaften Erhalt. Dabei soll das Haus – unabhängig von einer konkreten Nachnutzung – in einen vermarktungsfähigen, baulich gesicherten Zustand überführt werden. Dieses Vorgehen hat sich als wirksame Strategie erwiesen, um auch schwer vermittelbare, aber kulturhistorisch wertvolle Baudenkmale langfristig zu erhalten.

Die Maßnahme umfasst:

  • eine umfassende Bestandsaufnahme und Schadensanalyse,
  • die Rückführung der Tragstruktur in einen standsicheren Zustand durch zimmermannsmäßige Instandsetzung des Fachwerks,
  • die statische Sicherung und denkmalgerechte Instandsetzung der Kellergewölbe,
  • Rückbau späterer, bauhistorisch nicht relevanter An- und Einbauten,
  • eine neue Dachdeckung mit entsprechender Entwässerung.

Langfristig strebt die Stadt Mühlhausen eine qualitätsvolle und denkmalgerechte Nachnutzung an. Die zukünftige Erhaltung historischer Raumstrukturen, Bauweisen und Ausstattungsdetails ist dabei eng mit der Sensibilität und Fachlichkeit der späteren Entwurfs- und Ausführungsplanung verknüpft. Mit dieser Maßnahme bekennt sich die Stadt einmal mehr zum aktiven Erhalt ihres bauhistorischen Erbes.