Bauherr: Evangelische Regionalgemeinde Artern-Heldrungen
Zeitraum: ab 2024
Leistungsphasen nach HOAI: 2–8
Bestand
Die Kirche St. Laurentius ist eine für Thüringen typische Chorturmkirche mit polygonalem Chorschluss. Teile des Vorgängerbaus aus dem 12. Jahrhundert sind im unteren Bereich des Turms erhalten. Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg erfolgte um 1700 der Wiederaufbau mit barocker Turmhaube samt Glockenstube sowie der Errichtung des Kirchenschiffs.
Der Innenraum ist durch eine dreiseitig umlaufende Doppelempore unter einer schlichten Holztonne geprägt. Hervorzuheben sind der Kanzelaltar um 1700 auf einem Blockaltar von 1577, ein Taufstein aus dem Jahr 1792, eine Mondsichelmadonna um 1500 sowie die Orgel von 1828 mit barockem Prospekt.
Die Außenwände von Turm, Schiff und Chor bestehen aus Bruchsteinmauerwerk (Kalkstein), mit sorgfältig gearbeiteten Werksteinquadern in den Eckbereichen. Ein umlaufender Sockel ist in Teilen, insbesondere an der Nord- und Ostseite, erhalten. Reste des historischen Außenputzes mit Ziegelsplittanteil und Kalkspatzen sind noch am Chor ablesbar.
Oberhalb der Traufen von Schiff und Chor wird der Turm auf der Nord- und Südseite in Bruchsteinmauerwerk weitergeführt; Ost- und Westseite sind in Fachwerkkonstruktion mit Schieferverkleidung ausgeführt. Das Satteldach von Schiff und Chor (Chor mit Walm) ist mit altdeutscher Schieferdeckung gedeckt. Über dem Turmschaft erhebt sich die Glockenstube in Fachwerkbauweise, komplett verschiefert. Die welsche Haube mit Laterne und darüberliegender zweiter Haube wird von einer Kugel mit Wetterfahne bekrönt.
Schadensbild
Die Kirche weist eine Vielzahl teils gravierender Bauschäden auf, die sich in fünf Teilbereiche gliedern lassen:
- Turmhaube und Laterne – Schäden an der Holzkonstruktion und Schieferdeckung
- Fachwerkaufsatz des Turmschafts – Schäden an Konstruktion und Verschieferung
- Dachkonstruktion und Deckung von Schiff und Chor
- Natursteinfassaden von Turm, Schiff und Chor
- Innenraum und Ausstattung
Besonders kritisch ist der anhaltende Wassereintritt durch die undichte Schieferdeckung der Hauben. Die Feuchtigkeit dringt ungehindert in die Konstruktion ein und verursacht massive Schäden an Schalung, Tragwerk und insbesondere an Streben, Sparren, Schweifbalken sowie Deckenbalken der unteren Haube. Notabstützungen deuten darauf hin, dass die Schäden bereits seit längerer Zeit bestehen. Besonders betroffen ist das Sterngebälk: fehlende oder notdürftig mit Klammern gesicherte Balkenverbindungen zeugen vom dringenden Handlungsbedarf.
Auch am Laternenboden sind konstruktive Schwächen sichtbar – unzureichende Anschlüsse an die Aufrichter führen zu Schäden am Kaiserstiel und angrenzenden Bauteilen. Defekte Dachausstiege, undichte Manschetten am Kaiserstiel, beschädigte Bleieindeckungen und ein unvollständiger Blitzschutz vervollständigen das Schadensbild.
Zielstellung
Ziel ist die denkmalgerechte Sicherung und Instandsetzung der Kirche, insbesondere der stark geschädigten Bereiche. Die Umsetzung erfolgt in mehreren Bauabschnitten:
- Bauabschnitt (2026): Instandsetzung der Holzkonstruktion und Schieferdeckung von Turmhaube und Laterne bis einschließlich Sterngebälk – geschätzte Kosten ca. 300.000 €
- Bauabschnitt: Sanierung des Fachwerkaufsatzes und Schieferdeckung der Glockenstube und des darunterliegenden Geschosses – ca. 220.000 €
- Bauabschnitt: Ertüchtigung der Dachkonstruktion des Kirchenschiffs inkl. Einbau von Zugankern, Neueindeckung und Erneuerung der Dachentwässerung – ca. 400.000 €
- Bauabschnitt: Instandsetzung des Natursteinmauerwerks mit umfangreicher Rissverpressung, Fugensanierung, Neuverputz, Fensterreparatur sowie Verbesserung der Fundamententwässerung – ca. 400.000 €
Die geplanten Maßnahmen verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: neben dem statisch-konstruktiven Erhalt sollen bauzeitliche Elemente bewahrt und die Witterungsbeständigkeit langfristig wiederhergestellt werden. Ziel ist, die Kirche St. Laurentius als herausragendes Beispiel barocker Kirchenbaukunst im ländlichen Raum Thüringens zu sichern und als Ort der Andacht und Begegnung zukunftsfähig zu machen.