Bauherr: privat
Ausführungszeitraum: ab 2024
Leistungsphasen nach HOAI: 2–8
Bestand
Der Ort Gorsleben verfügte ursprünglich über sechs Rittergüter, von denen heute noch vier baugeschichtlich bedeutend sind. Sie gruppieren sich um die historische Dorfkirche St. Bonifatius. Ihre Namen leiten sich von ihrer früheren Dachdeckung ab: Schieferhof, Blauer Hof, Roter Hof sowie der Klosterhof.
Der sogenannte Schieferhof wurde im Jahr 1620 (dokumentiert durch eine Inschrift am Treppenturm) als Herrensitz des Ritterguts der Familie von Germar in Fachwerkbauweise errichtet. Bauherren waren Heinrich von Germar und seine Frau Martha von Bendeleben.
Das Gebäude zeichnet sich durch seinen imposanten, auf drei großen tonnengewölbten Kellern ruhenden Ostgiebel aus, der als Schauseite auskragt. Während das massive Untergeschoss und der an der Längsseite angefügte achteckige Treppenturm in Massivbauweise ausgeführt sind, sind die Obergeschosse als reich verziertes Fachwerk im Stil der Renaissance errichtet – mit Thüringer Leiter-Motiven, geschnitzten Balkenköpfen und profilierten Schiffskehlen.
Im Inneren finden sich geschnitzte Fenstersäulen und barocke Stuckdecken (um 1700). Beide Hauptgeschosse verfügen jeweils über eine großzügige, mittig gelegene Diele, deren Unterzug ebenfalls mit Schiffskehlen profiliert ist. Der Treppenturm wird von einer welschen Haube bekrönt.
Schadensbild
Das Gebäude weist zahlreiche Bauschäden auf, die vorrangig in drei räumliche Schwerpunkte gegliedert werden können:
- Turmhaube: Schäden an Holzkonstruktion und Schieferdeckung
- Hauptdach und Veranda: Schäden an Dachkonstruktion und Deckung
- Außenmauerwerk: statisch relevante Verformungen, insbesondere am Westgiebel
Aufgrund gravierender Undichtigkeiten in der Schieferdeckung der Turmhaube sowie einer komplett desolaten Kehlausbildung zum Hauptdach und zur Veranda kam es über Jahre hinweg zu ungehindertem Wassereintritt in die Dach- und Deckenkonstruktionen. Infolgedessen sind folgende Bauteile stark geschädigt oder zerstört:
- In der Turmhaube: Sparren, Schweifbalken, Aufrichter, Mauerschwellen und Deckenbalken
- Im Bereich der Veranda: Deckenbalken im Anschluss zum Turm
- Im Hauptdach: Sparren- und Deckenbalkenköpfe sowie die Mauerschwelle im Traufbereich
Für die Konstruktion des Turms bestand akute Einsturzgefahr, was umgehende Maßnahmen erforderlich machte.
Zielstellung und Ausführung
Der Schieferhof stellt ein außergewöhnliches Zeugnis frühneuzeitlicher Fachwerkarchitektur in Thüringen dar. Ziel der Maßnahmen ist es, das Bauwerk in seiner Substanz zu sichern und langfristig zu erhalten.
1. Bauabschnitt (2024):
Im ersten Schritt wurde die stark geschädigte Turmhaube zimmermannsmäßig instand gesetzt und die Schieferdeckung vollständig erneuert. Diese Maßnahme wurde im Wesentlichen durch Fördermittel des Thüringer Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) unterstützt.
2. Bauabschnitt (2025):
Im kommenden Jahr ist die Sanierung des Dachstuhls sowie die Erneuerung der Schieferdeckung des Hauptdachs geplant. Ziel ist es, das historische Erscheinungsbild zu wahren, die Tragstruktur zu ertüchtigen und das Bauwerk dauerhaft gegen weitere Witterungsschäden zu schützen.