Sanierung eines ehemaligen Ärztehauses „Weisses Haus“
Bauherr: Privat
Bauzeit: 2013-2014
Leistungsphasen: 1-9

Vorgeschichte
Ein unter Denkmalschutz stehendes Wohnhaus soll saniert und  zu einer Wohngemeinschaft für Demenzkranke umgebaut werden.
Bereits für seinen Bauantrag im Jahre 1928 hat der Bauherr des Gebäudes, Herr Dr. Buschmann seinen Architekten Gailich aus Darmstadt beauftragt, in seinen Planungen die Nutzung für „Betreutes Wohnen“  vorzusehen.
Ahnte Dr. Buschmann welche Bedeutung für sein Haus unterhalb der Burgruine Polle die Idee der „Wohngemeinschaft Demenz“   einmal haben könnte? Im Jahre 2012 steht das Kulturdenkmal bereits seit Jahren leer. Für ein oder zwei Wohnungen zu groß und ungeeignet, für eine Praxis in Polle nicht mehr benötigt und für ein Seminarhaus finanziell nicht kalkulierbar harrte das Gebäude auf eine Nutzung, für die nun eine Lösung gefunden sein könnte, für die das Weisse Haus in Polle doch vom Landarzt Dr. Buschmann von Anfang an gedacht war.
Der Neurologe Alois Alzheimer hatte 1906 erstmals vor Fachkollegen die Krankheit wissenschaftlich beschrieben, die heute als eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts angesehen wird. Als im „Alzheimer-Jahr 2006“ im Rahmen der Münchner Informationskampagne „Verstehen Sie Alzheimer“ ein architektonischer Ideenwettbewerb zur „Wohngemeinschaft Demenz“ ausgelobt wurde, konnten nicht nur weite Teile der Bevölkerung über das Thema „Demenz“ informiert werden, durch die Einbeziehung der Architektenkammer konnte dieses Thema auch im Bewusstsein einer Berufsgruppe verankert werden, die fachlich nicht unmittelbar mit dieser Krankheit befasst ist.
Das Gebäude ist aufgrund seiner direkten Nachbarschaft zur Burgruine Polle als Einzeldenkmal aus städtebaulichen Gründen ausgewiesen. Erbaut im klassischen Stil mit Elementen Neuer Sachlichkeit wurde das Objekt bereits als Arztpraxis mit Betreutem Wohnen geplant. Das Ensemble mit der Burgruine bestimmt die formale Ausprägung, das Baumaterial und die Oberflächentextur. Bis auf wenige Veränderungen im Grundriss im Bereich der Arztpraxis (EG) stellt sich das Gebäude von der Ausstattung (Linoleum und Waschtische) bis zum Außenputz als nahezu bauzeitlich dar.

Problematik  und Zielstellung
Während sich in der weiteren Zukunft bei der Realisierung von Wohnprojekten  in Großstädten besonders die Anmietung geeigneter Gebäude als besonders schwierig erwies und die Lösung fast ausschließlich in Neubauvorhaben gefunden werden konnte, setzen wir (Eigentümer, Pflegedienst und Planer) in Polle doch eher auf die natürlichen Gegebenheiten: Ein hervorragend geeignetes leer stehendes Gebäude, die bislang noch vollkommen fehlenden Angebote in dieser Region für demenziell Erkrankte und die traurige Gewissheit, dass in Deutschland etwa 1,2 Millionen Menschen an einer Demenzerkrankung leiden. Im Landkreis Holzminden und in angrenzenden Gebieten blieb den betroffenen Menschen nach der eigenen Wohnung  nur noch der Einzug in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung. 
Die ambulant betreute Wohngemeinschaft für ältere Personen ist ein wichtiger  Eckpunkt in der gleichberechtigten Vielfalt der Betreuungsmöglichkeiten von ambulanter Betreuung in der eigenen Wohnung bis hin zur intensiven vollstationären Pflege. Die technischen Einrichtungen waren vollkommen überaltert. Während sich historische Waschtische und gusseiserne Heizkörper auch in die neue Nutzung integrieren ließen, wurde sich bei der Farbgestaltung und Auswahl der Bodenbelege auf die Erlebbarkeit durch die an Demenz erkrankten Bewohner bezogen. Das Gebäude wurde Ende 2014 in die Nutzung genommen.